Dünnes Haar im Alter: Was tun, wenn die Kopfhaut sichtbar wird?
Redaktion, 04. Oktober 2022
FORSCHUNG
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Hausmittel sind für viele eine günstige und schonende Alternative zu künstlichen Produkten oder teuren Behandlungsmaßnahmen. Auch graues Haar kann sich mit einfachen Hausmitteln behandeln lassen und so seine Farbe zurückerhalten.
Was versteht man unter dünnem Haar?
Feenhaar, dünnes Haar, feines Haar - all das sind Bezeichnungen, die alle ein und dasselbe Haarproblem umschreiben. Dabei gibt es durchaus Unterschiede zwischen feinem Haar und dünnem Haar.
Dünnes oder dünner werdendes Haar hat nichts mit der Haardicke, sondern mit der Anzahl der Haare zu tun. Wenn das Haar immer dünner wird, so ist im Grunde genommen von Haarausfall die Rede. Dünnes Haar ist durch eine abnehmende Haardichte gekennzeichnet, was im Laufe der Zeit zu einem lichten Scheitel führt. Die Kopfhaut wird allmählich sichtbar, da sich die Menge der Haare reduziert.
Feines Haar hingegen beschreibt die Haardicke. Wer feine Haare hat, der kann auch eine hohe Anzahl bzw. eine große Haardichte haben. Da jedes einzelne Haar allerdings im Durchmesser sehr dünn ist, fällt auch bei feinen Haaren der Zopf sehr dünn aus. Haarausfall spielt bei feinem Haar keine Rolle. Da sich die Menge der Haare hier nicht reduziert, ist eine sichtbare Kopfhaut kein charakteristisches Symptom für feines Kopfhaar.
Was sind die Ursachen für dünner werdendes Haar?
Die erfolgreiche Behandlung von dünner werdendem Haar setzt voraus, dass die Ursache gefunden wird. Kennt man den genauen Grund, können gezielte Maßnahmen den Haarausfall reduzieren. So kann sich der lichte Scheitel schon bald wieder mit Haaren füllen. In der Theorie klingt das einfach, in der Praxis aber erweist sich die Suche nach der Ursache für das dünner werdende Haar oft als Herausforderung.
Folgende Faktoren spielen bei dünnem Haar und Haarausfall eine entscheidende Rolle:
Hormonelle Schwankungen
In den meisten Fällen tritt dünner werdendes Haar sowohl bei Männern als auch bei Frauen im Zusammenhang mit hormonellen Gegebenheiten auf.
Wird bei Männern das Haar immer dünner, so ist das meistens erblich bedingt. In diesem Fall reagieren die Haarwurzeln empfindlich auf das Hormon Dihydrotestosteron, das im Hormonhaushalt eines Mannes vorherrscht. Die Haarwurzel verkümmert allmählich, das Haarwachstum wird gestoppt und die Haare fallen aus.
Bei Frauen treten hormonelle Schwankungen recht häufig auf. Nicht nur zyklusbedingt verändert sich der Hormonhaushalt regelmäßig. Große hormonelle Veränderungen wie der Beginn der Wechseljahre oder eine Schwangerschaft lassen den Östrogenspiegel stark absinken. Relativ dazu wirken die Androgene nun stärker. Das führt dazu, dass der Wachstumsprozess in den Haaren vorzeitig unterbrochen wird. Liegt zusätzlich eine Empfindlichkeit der Haarwurzeln vor, verkümmern diese und der Scheitel der betroffenen Frauen lichtet sich.
Vitaminmangel
Die Nährstoffversorgung spielt eine wichtige Rolle bei der Gesundheit der Haare. Für das Haarwachstum werden nicht nur Aminosäuren als Bausteine benötigt, sondern auch Vitamine und Mineralien wie z.B. Zink, Vitamin D, B-Vitamine etc.
Wenn ein Vitaminmangel vorliegt, bleibt das häufig eine Weile unbemerkt. Die Symptome sind meist sehr unspezifisch und bis die Ursache gefunden ist, hat das Haar bereits darunter gelitten. Wenn wichtige Vitamine fehlen, stört das den Ablauf von Stoffwechselprozessen, die für das Haarwachstum von Bedeutung sind. Dadurch wird der Wachstumsprozess der Haare vorzeitig gestoppt und es entsteht Haarausfall. Zum dünner werdenden Haar kommt auch feiner werdendes Haar dazu. Bei einem Vitaminmangel wachsen die Haare oft dünner und brüchiger nach. Die Kombination aus feinem und dünnem Haar sorgt dafür, dass die Kopfhaut sichtbar wird.
Stress
Dünner werdendes Haar betrifft viele Menschen, deren Stresslevel dauerhaft erhöht ist. Stress ist zwar psychischer Natur, hat aber weitreichende Folgen für die körperliche Gesundheit.
Unter Stress werden Stresshormone freigesetzt. Sie beeinflussen das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung, den Blutzuckerspiegel usw. und beeinträchtigen diese Prozesse. Stress verschlechtert die Aufnahme von Nährstoffen, verlangsamt Regenerationsprozesse und fördert Entzündungen. Darunter leiden auch die Haarwurzeln und sie gehen vorzeitig in die Ruhephase über - das Haar fällt aus. Wird der Stress nicht reduziert, wachsen die Haare auch nur sehr langsam, dünn oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr nach.
Stress kann im Übrigen auch ein Trigger für den kreisrunden Haarausfall sein, der vor allem bei jungen Männern und Frauen auftritt. Und auch das Ergrauen der Haare kann durch Stress beschleunigt werden.
Überlastung
So wie eine Blume über ihre Wurzel im Boden verankert ist, ist auch das Haar über die Haarwurzel mit der Kopfhaut verbunden. Zieht man an der Blume, reißt man sie aus dem Boden - und so ist es auch bei den Kopfhaaren.
Das Haar ist Tag für Tag Belastungen ausgesetzt, insbesondere langes Haar. Das Bürsten, Waschen und Stylen der Haare setzt die Haarwurzeln einem ständigen Zug aus. Vor allem wenn das Haar jeden Tag geschlossen im Zopf oder Dutt getragen wird, kann es passieren, dass die Kopfhaut am Ansatz zunehmend sichtbar wird. Die ständige Belastung der Haarwurzeln wird zur Überlastung, die Verankerung der Wurzeln lockert sich und das Haar fällt schließlich aus. Auch grobes Ziehen beim Bürsten der Haare kann dazu führen, dass intakte Haare samt Wurzel ausgerissen werden.
Die Haarwurzeln können auch durch die regelmäßige Verwendung von Haarfarbe und Blondierung belastet und überlastet werden. Vor allem blondiertes Haar wird im Alter immer dünner.
Haarpflege
Wenn das Haar gesund und glänzend bleiben soll, darf die Haarpflege nicht vernachlässigt werden. Vor allem langes Haar benötigt meist viel Aufmerksamkeit und viele Produkte, damit es gepflegt aussieht. Wichtig ist dabei ein gesundes Mittelmaß. Übertreibt man es mit der Pflege, kann das Haar ausdünnen.
Nicht alle Haarpflegeprodukte sind auch wirklich pflegend. In den meisten Shampoos sind harsche Tenside enthalten, die bei täglicher Anwendung die Kopfhaut und das Haar stark austrocknen. Die Stoffe können sich in den Haarwurzeln anhäufen und die Nährstoffversorgung verschlechtern. Das Haar wird brüchig und fällt aus. Auch die exzessive Anwendung von Trockenshampoos am Haaransatz kann Haarausfall begünstigen und dazu führen, dass die Kopfhaut sichtbar wird. Das gilt ebenso für diverse andere Styling Produkte, die Rückstände hinterlassen.
Erkrankungen
In einigen Fällen sind dünner werdende Haare das Symptom bzw. die Folgewirkung einer Krankheit. So geht z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion bei Frauen sehr oft mit Haarausfall und sprödem Haar einher. Wenn das dünne Haar zusammen mit Rötungen und Juckreiz auf der Kopfhaut auftritt, so können Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder ein Hautpilz die Ursache sein.
Oft wird das Haar auch nach einer überstandenen Infektion plötzlich immer dünner. Aus diesem Grund war und ist Haarausfall nach einer Corona-Erkrankung immer noch ein aktuelles Thema. Die Infektion löst eine Stressreaktion aus, die die Haarwurzeln angreift und das Haar vorzeitig in die Ruhephase versetzt. Das Haar wird allmählich herausgeschoben und so setzt der Haarausfall zeitlich verzögert nach einigen Wochen ein.
Im Zusammenhang mit krankheitsbedingt dünner werdendem Haar steht ebenso die Einnahme von Medikamenten im Alter. Bestimmte Arzneimittel können das Haarwachstum unterbrechen und so ein Ausdünnen der Haare hervorrufen.
Dünnes Haar und sichtbare Kopfhaut: So kaschiert man den lichten Scheitel
Bei dünner werdendem Haar sind Betroffene auf der Suche nach schneller Hilfe. Bis die Ursache gefunden ist und die Haare wieder nachgewachsen sind, können unter Umständen mehrere Monate vergehen. Doch insbesondere als Frau wird man mit unangenehmen Blicken und Fragen konfrontiert, wenn die Kopfhaut plötzlich sichtbar wird.
Folgende Tipps können dabei helfen, das dünne Haar im Alter vorübergehend zu kaschieren:
Kopfbedeckungen: Eine schnelle und gleichzeitig modische Lösung bei einem lichten Scheitel sind Kopfbedeckungen. Dünnes Haar am Ansatz kann sehr gut mit Hilfe von breiten Haarbändern kaschiert werden und peppt zugleich jede Frisur - ob offen oder geschlossen - auf. Auch Haartücher sind hierfür sehr gut geeignet. Im Herbst und Winter sind Mützen, Hüte und Kappen eine einfache Möglichkeit, um das dünne Haar zu kaschieren.
Streu-Haar: Seit einigen Jahren ist sogenanntes Streu-Haar der Retter für viele Frauen und Männer mit dünnem Haar. Dabei handelt es sich um ein faseriges Puder in unterschiedlichen “Haarfarben”, dass auf die ausgedünnten bzw. kahlen Stellen gestreut wird. Das Puder imitiert eine haarähnliche Textur und verblendet größere Lücken zwischen den Haaren. Innerhalb von wenigen Sekunden sehen Haaransatz und Scheitel dichter aus. Vor allem bei Geheimratsecken und Babyhaaren kommt das Streu-Haar oft zum Einsatz.
Oberkopf-Haarteile: Wenn der Haarausfall bereits stärker fortgeschritten ist und sich die Lücken nicht mehr mit etwas Streu-Haar kaschieren lassen, sind Oberkopf-Haarteile die Lösung. Anders als Perücken wird das eigene Haar dabei nicht unter einer Kappe versteckt, sondern mit zusätzlichen Haaren aufgefüllt. Die Haarteile werden entweder am Oberkopf eingeclipst oder sind an einem Gummiband befestigt, das auf den Kopf gezogen wird. Schon ist von der lückenhaften Kopfhaut nichts mehr zu sehen und das Haar hat mehr Volumen und Dichte.
Perücken: Viele Betroffene greifen bei stark ausgedünntem Haar auf Perücken zurück. Der Vorteil: Sie sind vielseitig und erlauben verschiedene Looks. Umso hochwertiger sie sind, desto echter sehen sie aus. Diese Perücken haben allerdings auch ihren Preis und sind für viele nicht erschwinglich.
Wie kann das Haarwachstum angeregt werden?
Wer von dünner werdendem Haar betroffen ist, der wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich wieder volles und griffiges Haar zu haben. Je nach Ursache kommt das Haar mit etwas Geduld auch wieder von allein zurück. Doch oft ist auch Hilfe notwendig, um das Haarwachstum wieder anzuregen.
1. Minoxidil
Eines der wenigen Mittel, das nachweislich das Haarwachstum wieder anregen und Haarausfall stoppen kann, ist Minoxidil.
Bei Minoxidil handelt es sich ursprünglich um ein Medikament, das zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt wurde. Als Nebenwirkung bemerkten viele der Patienten einen verstärkten Haarwuchs. So entwickelt man Minoxidil-Lösungen bzw. Schäume und Tinkturen zur äußerlichen Anwendung.
Die genaue Wirkungsweise von Minoxidil ist noch nicht vollständig geklärt. Forscher nehmen an, dass der Wirkstoff die Durchblutung verbessert und damit auch die Versorgung der Haarwurzeln mit Nährstoffen. Das verlängert die Wachstumsphase und beugt dem Ausdünnen der Haare vor.
2. Rosmarin und Basilikum
Eine natürliche Alternative zu Arzneistoffen wie Minoxidil sind Wirkstoffe aus Kräutern wie Rosmarin und Basilikum.
Ätherischem Rosmarinöl wird eine minoxidilähnliche Wirkung nachgesagt. Das Extrakt hat einen durchblutungsfördernden Effekt. Das verbessert die Versorgung der Haarwurzeln mit Sauerstoff und Vitaminen. Außerdem wirkt das ätherische Öl antioxidativ und somit entzündungshemmend.
Auch Basilikum kann bei nicht krankheitsbedingtem Haarausfall Abhilfe schaffen. Aus dem Kraut wird ein Extrakt gewonnen, das Laboruntersuchungen zufolge die Zellteilung anregt. So kann das Haarwachstum in den ausgedünnten Bereichen wieder angeregt werden. Basilikum-Extrakt wirkt außerdem antioxidativ und schützt so die Zellen vor freien Radikalen, die Haarausfall begünstigen.
3. Kopfmassagen
Die Durchblutung in der Kopfhaut kann auch ohne Wirkstoffe angeregt werden und zwar mit Hilfe von Kopfmassagen. Regelmäßige Massagen mit den Fingern oder mit Hilfe von Silikonbürsten fördern die Blutzirkulation in den Gefäßen. Dadurch wird die Versorgung der Haarfollikel mit Nährstoffen und Sauerstoff verbessert, was für ein gesundes Haarwachstum unerlässlich ist. Sanfte und ausgiebige Massagen fördern außerdem die Aufnahme von Wirkstoffen aus Ölen und Tinkturen wie z.B. Citurin in die Kopfhaut. Zugleich wird der schützende und pflegende Talg im Haar verteilt, was vor Austrocknung und Haarbruch schützt.
4. Nahrungsergänzungsmittel
Liegt dem dünner werdenden Haar ein Mangel an Nährstoffen zu Grunde, kann man dem Haarwachstum mit Nahrungsergänzungsmitteln wieder auf die Sprünge helfen. Sie füllen die leeren Speicher wichtiger Vitamine wieder auf, die für den Stoffwechsel und die Zellteilung in den Haarpapillen benötigt werden. Am häufigsten kommt ein Mangel an Vitamin D, Eisen und Vitamin B12 vor. Ein Bluttest beim Arzt gibt Aufschluss darüber, welche Nährstoffe tatsächlich fehlen.
Wer nicht zu NEM greifen möchte, kann auch durch eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung einen gesunden Vitaminspiegel wiederherstellen.
Dünnem Haar im Alter vorbeugen mit diesen Tipps
Dünner werdendes Haar betrifft nicht nur Menschen im Alter, sondern auch junge Erwachsene. Mit diesem Schicksal muss man sich allerdings nicht zufriedengeben, denn in vielen Fällen lässt sich das Ausdünnen der Haare vorbeugen. Wer sich vor dünner werdendem Haar fürchtet, sollte sich folgende Tipps zu Herzen nehmen:
- gesunde Ernährung mit reichlich Antioxidantien, essentiellen Mikronährstoffen und einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr
- gesunder Schlafrhythmus und eine hohe Schlafqualität
- Stressfaktoren vermeiden und wenn möglich reduzieren bzw. Coping-Strategien finden, um das Stresslevel zu senken
- milde Haarwasch-Produkte und kein tägliches Haarewaschen
- regelmäßige Kopfhautpflege mit Hilfe von Ölen, Kuren, Tinkturen und Kopfmassagen
- lockere Frisuren, die wenig Druck/Zug auf die Kopfhaut ausüben
- Hormonersatztherapie oder pflanzliche Wirkstoffe, die den Hormonhaushalt bei hormonellem Haarverlust z.B. in den Wechseljahren regulieren
Fazit
Dünner werdendes Haar im Alter ist für Betroffene eine belastende Angelegenheit. Sobald die Kopfhaut allmählich sichtbar wird, lässt sich das Problem nicht mehr leugnen. Die Verzweiflung schlägt in Resignation um. Oft sind die Hormone Schuld daran, dass das Haar ausdünnt, aber auch Erkrankungen, ein Mangel an Vitaminen oder Stress können eine Lichtung des Scheitels hervorrufen. Das lässt sich zwar vorübergehend kaschieren, um das Haarwachstum anzuregen, benötigt man jedoch andere Mittel wie z.B. Minoxidil. Die Kombination aus Therapie und Vorbeugung lässt mit etwas Geduld das Haar schon bald wieder wachsen und die sichtbare Kopfhaut zwischen den Haaren verschwinden.
QUELLEN
- J Shapiro: Hair loss in women. 2007.
- K Springer, M Brown, DL Stulberg: Common hair loss disorders. 2003.
- S Malkud: A hospital-based study to determine causes of diffuse hair loss in women. 2015.
Natalja Felsing